47ème Tour du Lac Léman à l’Aviron

Am Samstag, den 29. September 2019 fand zum 47. Mal die Regatta rund um den Genfer See statt. Start und Ziel liegt ganz in der Nähe des berühmten Jet d’Eau, der Wasserfontäne, die als Wahrzeichen von Genf gilt. Dort befindet sich die Société Nautique de Genève, deren engagiertes Regatta-Team wie gewohnt eine perfekte Organisation des Ultra-Langstrecken-Wettkampfes stellte. Neunzehn Mannschaften (max. 20 Startplätze gibt es) hatten gemeldet und bastelten am Vortag stundenlang fleißig an ihren Booten herum, um sie für die Tour zu präparieren.

Mit dabei, weil gute 2 Monate vorher in eine bestehende Mixed-Mannschaft geholt, der eine Frau verletzungsbedingt ausfiel, auch Sybille. Nach einem Trainingswochenende am Biggesee, bei dem die Mannschaft aus Hamburg, Köln, Hamm, Offenbach und Stuttgart ausgiebig im Gig-4x+ ihre Runden drehte, waren beide Seiten überzeugt: das passt.

 Pünktlich um 8 Uhr morgens knallte der Startschuss über den See und die Boote machten sich bei beschaulicher Morgenstimmung auf den 160 km langen Weg im Uhrzeigersinn um den See. Darunter auch Sybille im Boot mit der Startnummer 2, zusammen mit Marion, Henning, Max und Matthias. Der Regatta-Wetterfrosch hatte am Vorabend vor auffrischendem Wind und damit verbundenem Wellengang im Zeitfenster zwischen 11 und 14 Uhr gewarnt, also für die Passage vor Lausanne, aber es gab keinen Anlass zur größeren Sorge.

Dass eine Wettervorhersage auf Wahrscheinlichkeiten beruht und dass es deswegen auch Wahrscheinlichkeiten für wettertechnische Unmöglichkeiten gibt, wurde den Mannschaften dann nach und nach klar, als man mit langsam sich weiter aufbauendem Schiebesturm und immer höher werdenden mitlaufenden Wellen am Nordufer des Sees zu kämpfen hatte. Und zwar weit über Lausanne hinaus. Einzelne Boote schlugen voll, sanken und mussten von den Begleit-Yachten abgeschleppt werden. Manche schafften es noch in einen der kleinen Häfen und beendeten dort ihre Teilnahme. Einige arbeiteten sich durch den Seegang durch – darunter auch die Startnummer 2 – und erlebten skurrile Szenen, in denen Segelschiffe und Kite-Surfer an ihnen vorbeisausten während sie gischt-umspritzt mit ihren Ruderblättern das Wasser suchten.

 Wer es bis zur Streckenhälfte, also zur Querpassage zwischen Montreux und der Rhônemündung geschafft hatte, schöpfte angesichts des dort etwas ruhigeren Wassers kurz Hoffnung, dass sich der Wind nun legen könnte und man am französischen Ufer nun einen angenehmeren Rückweg antreten würde. Auf der Höhe von Evian erwartete die noch im Rennen befindlichen Ruderboote nun jedoch weiterhin eine sehr frische Brise, jetzt allerdings schräg bis frontal von vorne. Verbunden damit ein natürlich massiver Wellengang, der alle paar Minuten für Wassereinbruch über den Bug oder die Seiten sorgte – und die Ruderer auch gehörig durchnässte.

 Ein mehrmals halb vollgeschlagenes Boot und die Aussicht auf weitere Stunden mit starkem Seegang und im eigentlichen Sinne nicht ordentlich ruderbarem Wasser ließen die Crew mit der Startnummer 2 zum Glück nicht verzagen. Wohl wissend, dass man sich im Feld an Position 2 befand, wurden die Lenzklappen beherzt von Steuermann und Schlagmann mit Handpumpe und Schöpfgefäß unterstützt und dann ging es weiter. Immer dem Ziel entgegen – das zwar noch weit voraus lag, aber ein starker Spirit sowie ein sehr feiner Humor hatten die Mannschaft nicht verlassen. Außerdem hatte man noch genug Essensvorräte. Mit Einbruch der Dunkelheit näherte man sich der letzten großen Bucht, die etwas windgeschützt durch eine Landzunge zum ersten Mal seit Stunden wieder Wasserverhältnisse bot, bei denen sich der See begnügte, außerhalb des Bootes zu bleiben. Für die letzten 30 Kilometer haben Wetter und See dann also Gnade walten lassen, die Durchschnittsgeschwindigkeit stieg wieder an und nach 13 Stunden und 34 Minuten ertönte die Zielhupe für das Boot mit der Startnummer 2:

Zweiter in der Gesamtwertung, Erster der Mixed-Kategorie. Eines von 8 überhaupt angekommenen Booten.

Unglaublich froh, erleichtert und stolz wurden noch im körperlichen Ausnahmezustand befindlich die ersten Glückwünsche des Regatta-Chefs entgegengenommen, ein Interview gegeben und sich den Fotografen gestellt, bevor alle unter die Duschen verschwanden.

Noch bis spät in die Nacht kamen die restlichen Boote an – großen Respekt vor allen, die teilgenommen haben, sich teilweise oder ganz durchgekämpft haben! Bei der Siegerehrung am Sonntag lachten auch alle schon wieder – und der See lag spiegelglatt vor den Ufern von Genf.

 Die Webseite des Veranstalters findet man hier:

http://www.nautique.ch/fr-ch/events/2019-09-27-47eme-tour-du-leman-a-l-aviron-et-10eme-course-d-aviron-interentreprises

 Bericht: Sybille Roller    –   Fotos: Pierre Lehmann und Pedro Reto