Walter Scheller feiert seinen 85. Geburtstag

Walter Scheller, der am 02. April seinen 85. Geburtstag feiert, hat nicht nur die sportlichen Geschicke von Hellas Offenbach über 55 Jahre lang mit großen Erfolgen geleitet, sondern auch mit großem Einsatz die Existenz des Rudervereins bewahrt und in allen Details die Weichen für die Zukunft gestellt.

Selbst als außerordentlich erfolgreicher Ruderer nach dem Gewinn dreier von insgesamt vier seiner Deutschen Meisterschaften aus Esslingen, wo Herr Scheller beruflich eingebunden war, heimgekehrt, trat er 1965 sein Amt als Trainer im Ruderverein Hellas Offenbach an. Bereits im ersten Jahr konnte er mit nur wenigen Jugendlichen und Aktiven mit ersten beachtlichen Erfolgen Aufmerksamkeit erregen. So sprach es sich in Offenbach und Frankfurt schnell herum, dass man beim RV Hellas erfolgreich rudern kann. Die Siegesserie der jungen Ruderer des Vereins setzte sich auch 1966 unter seiner Leitung fort und parallel dazu errang er seine persönliche vierte Deutsche Meisterschaft.

Der Erfolg des RV Hellas etablierte sich zur festen Größe und in den Jahren 1967 bis 1971 wurde der für Offenbach damals so wichtige Stadtachter durch unseren Verein gewonnen. An allen fünf Rennen nahm Walter Scheller als Ruderer und Sieger teil. Gleichzeitig fielen in diese Zeit die ersten internationalen Erfolge durch Falk Schulze und Erwin Haas. Bemerkenswert ist auch, dass 1971 der 500. Sieg für den RV Hellas gefeiert werden konnte.

1972 wurde auf maßgebliche Initiative von Alfred Seeger, dem langen Vorsitzenden der Hellas aus den Vereinen Hellas, Wiking und ORV die Interessengemeinschaft Offenbacher Rudervereine – kurz IGOR- gegründet, deren Cheftrainer Walter Scheller wurde. Im gleichen Jahr schaffte der von ihm betreute Zweier mit Erwin Haas und Lutz Ulbricht die Olympiateilnahme in München, wo sie nach denkbar unglücklich verpasstem Finaleinzug durch Windeinfluss den 7. Platz belegten.

Dies war der Startschuss zu einer außergewöhnlich erfolgreichen Trainerlaufbahn auf allerhöchstem Niveau. Die Highlights der Trainerlaufbahn von Walter Scheller und der von ihm betreuten Ruderer sind identisch mit der Aufzählung der größten Erfolge unseres Vereins, so wie sie am Rand unseres Briefbogens aufgezählt sind.

Der von Walter Scheller gebildete Doppelzweier Siekmann/Schadock (um 1973) wurde zum technischen Vorzeigeboot dieser Bootsgattung in Deutschland und errang neben Siegen auf Deutschen Meisterschaften ungezählte Erfolge im In- und Ausland, darunter Silber und Bronze auf der Jugendweltmeisterschaft. Seine Meisterschaft als Trainer zeigte Herr Scheller im Besonderen in der Ausbildung der schwierigen technischen Bootsgattungen. Bis heute technisch unerreicht blieb sein eleganter Einerfahrer Francesco Marban, national und international ein Aushängeschild für den Rudersport in Jahren 1980-83. Als sein Pendant bei den Leichtgewichten ist sicher Johannes Ursprung anzusehen (ab 2005), der es später zu zwei Weltmeisterschaften in der allerersten Kategorie schaffen sollte. Alle Boote trugen die unverwechselbare Handschrift von Walter Scheller, die neben den Erfolgen auch ein Höchstmaß an ästhetischer Ruderweise und Erscheinung offenbarten.

Die Liste der großen Erfolge ist lang, daher nur ein Auszug:

Teilnahme an zwei Olympischen Spielen: München 1972 (Erwin Haas und Lutz Ulbricht im Zweier ohne) und Seoul 1988 (Oliver Grüner im Doppelzweier)

Bronzemedaille bei den Good-Will-Games USA, 1990 im Doppelzweier (Grüner/Steiner)

Teilnahme an vier Weltmeisterschaften

Neuseeland 1978 (Elivra Kratz)

Slowenien 1989 (Oliver Grüner)

Australien 1990 (Oliver Grüner)

Österreich 1991 Bronzemedaille im Doppelzweier (Grüner/Steiner)

2 Siege bei den U23 Weltmeisterschaften

Teilnahme an 2 Junioren-Weltmeisterschaften- 2 Medaillen

16 Deutsche Meisterschaften

Hiervon sollte die erste herausgehoben werden durch Astrid Koch im Doppelzweier 1986 in Duisburg. Denn dies war für den viermaligen Deutschen Meister als aktiver Ruderer die erste Aktive Deutsche Meisterschaft als Trainer und sie hat für ihn auch heute noch ein besonderes Gewicht.

Weitere Deutsche Meisterschaften für den RV Hellas Offenbach erlangten:

Johannes Ursprung 2012 in Renngemeinschaft im LGW Doppelvierer

Elisabeth Ursprung mit Robina Wagner 2013 und 2018 im Lgw Doppelzweier

Elisabeth Ursprung 2017 in Renngemeinschaft im Frauendoppelvierer

Die Liste setzt sich fort mit drei Siegen bei den Deutschen U23-Meisterschaften, zahlreichen weiteren Medaillen bei den Deutschen Meisterschaften der Junioren bis zur Elite und 454 Hessischen Meisterschaftsmedaillen.

Derzeit können wir mit Stolz auf insgesamt 6662 Siege zurückblicken. Dazu trug Walter Scheller selbst auch mit seinen 350 Siegen für die Hellas bei.

Als Inhaber des Trainer A-Scheins erhielt Walter Scheller als Anerkennung für die Leistungen die höchste Trainerauszeichnung des DRV. Darüber hinaus bekam er für seine umfangreiche Arbeit für den Verein und den Rudersport im Allgemeinen weitere Ehrungen der Stadt Offenbach, des Landes Hessen sowie Baden-Württemberg.

Neben diesen großen sportlichen Erfolgen ist Walter Scheller aber auch immer der kleine sportliche Erfolg wichtig. Jeder seiner Ruderer sollte am Ende einer Regatta mindestens einmal gewonnen haben. Denn in der persönlichen Wertung zählt der erste Sieg im Junior Einer genauso viel wie ein Elitesieg. Es liegt Herrn Scheller besonders am Herzen jeden mit seiner jahrelangen Erfahrung und mit einem gut geschulten, sensiblen Blick auf die Technik zum Sieg zu führen.

Dass Walter Scheller im positiven Sinne verrückt nach Rudern ist, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Wohl ist es aber der Erwähnung wert, was er auch außerhalb des Trainingsbetriebes auf akademischen Sektor bewirkt hat. Unter anderem hat er am legendär renommierten Buch ,,Rudertraining“ von Karl Adam zum Thema Hebelverhältnis mitgewirkt – ebenso an der Erfindung des fest am Stemmbrett befestigten Ruderschuhs, eine Idee, die von Karl Adam sofort übernommen wurde. Er hat mehrere Patente auf Bootsmaterial, darunter zwei zur Ruderdolle. Der Bootswerft Empacher stand er als Berater zur Ausgestaltung von Auslegern zur Seite.

Auch in seiner beruflichen Laufbahn war Herr Scheller sehr erfolgreich.

Von der Ausbildung über seine Vertriebstätigkeit für die Quarzlampengesellschaft (eine Tochter der Heraeus) in den 50er und 60er Jahren bis zum Leiter der Produktlinie Notfallmedizin und Bestrahlung hat er seine Aufgaben mit hohem Einsatz und Energie verfolgt und hierbei Wesentliches und Bleibendes geschaffen. Über 40 Jahre hat er dem Unternehmen gedient, in zahlreichen Funktionen, unter anderem hat er als Verkaufsleiter 35 Länder besucht. Sieben Jahre war er außerdem im Aufsichtsrat tätig.

Seit dem Jahr 2000 war Walter Scheller auch im Vorstand der Hellas aktiv, zunächst zwölf Jahre als 1. Vorsitzer und seitdem bis heute als Trainer und Vorstand für Sport und Verwaltung. Neben vielen weiteren sportlichen Erfolgen ist sein besonderer Verdienst der jahrzehntelange zähe Kampf um die Existenz des Vereins und des neuen Standorts mit dem glücklichen Ende dem Umzug unseres Vereins und der Neubau des schönen Bootshauses in 2014.

Wir alle wünschen Herrn Scheller alles Gute zum 85. Geburtstag, viele weitere Jahre im Rudersport und glückliche Jahre in Gesundheit und Zufriedenheit.